Australien (3)
 

Am nächsten Morgen werden wir von Jo´s sanfter und liebevoller Stimme geweckt. Schon bald brechen wir mit dem Jeep auf in Richtung Outbacks, wo wir ein paar Stunden später auf glitschigen Felsen zu einer mit naiven Aboriginies-Malereien geschmückten Steinwand, die die Zeit überdauert hatten, klettern. Nach diesem recht anstrengenden Marsch stärken wir uns in einer alten verfallenen Mine zum Lunch erst einmal mit ein paar Sandwiches. Bevor wir uns nun langsam endgültig in eine ganz und gar menschenleere Umgebung verabschieden, machen wir noch einmal Rast in der Siedlung Irvinebank, die einst von der Zinngewinnung lebte, heute aber eher einer Geisterstadt gleicht. Die Häuser sind alt und die staubigen Straßen nahezu menschenleer. Die angespannte Stille erzeugt eine leicht furchterregende Stimmung, was durch den Anblick einer Baumgruppe am Rande der Hauptstraße noch verstärkt wird. Die Bäume sind mit unzähligen Fledermäusen gesäumt, die kopfüber an den Ästen hängen und gelegentlich ein schrilles Kreischen von sich geben.

 

Matthias und Raffy erklimmen einen Termitenhügel

 

Zum Lunch in einer verfallenen Mine

Von hier aus fahren wir mitten hinein in eine karge und nur spärlich bewachsene Buschlandschaft.

In der Einsamkeit angekommen, bauen wir unser Nachtlager auf und suchen Brennholz zusammen, um ein Feuer zu entfachen. Auf diesem bereitet uns Raffy ein vorzügliches Abend- essen zu, währenddessen wir uns dem Genuß einer Dusche unter einem nahegelegenen Wasserfall hingeben. Nach dem Mahl sitzen wir gemeinsam am Lagerfeuer. Während ganz langsam die Nacht über uns hereinbricht, lauschen wir gespannt den amüsanten Geschichten aus dem Leben unseres Dschungelführers, wobei uns oft vor Lachen die Tränen in den Augen stehen.

 

Im Morgengrauen werden wir schon früh von blutrünstigen Moskitos geweckt und somit versucht jeder durch das Auftragen von immer mehr Moskitorepellent den anderen für die lästigen Parasiten schmackhafter als sich selbst zu machen. Nachdem die Plagegeister endlich vertrieben sind, genießen wir zunächst noch einige Zeit die morgendliche Ruhe in „the middle of nowhere“. Dann verlassen wir die Abgeschiedenheit und vergnügen uns auf der sich anschließenden Fahrt zusammen mit Duran auf dem Dach des Jeeps beim „Roof-Surfen“.

Unser Camp im Morgengrauen

 

Roof-Surfen in den Outbacks

Wenig später besuchen wir in einem Reservat eine kleine Gruppe von Aboriginies, die uns die Kunst des Didjaridoo-Spielens vorführen. Die Schwierigkeit diesem traditionellen Instrument der Ureinwohner Australiens einen Ton zu entlocken, besteht darin, das etwa kinderhohe Holzrohr durch gekonntes Hineinblasen in eine gleichmäßige Schwingung zu versetzen. Aber ganz so schwer ist es dann doch nicht. Auch Oliver gelingt es, nach kurzem Üben, einen mystischen Klang hervorzubringen. Am Mittag essen wir bei Freunden von Raffy und Jo auf deren Farm ganz landestypisch australisches Barbeque.
Nach dem Essen schließt sich das für uns erstmalige Erlebnis an, auf dem Rücken eines Pferdes zu reiten. Nach einigen Erläuterungen in den Grundzügen der Reitkunst folgt eine aufregende Stunde, in der die Pferde recht selten das tun, was wir wollen, wir dafür aber um so öfter dem Willen unserer Pferde nachgeben. Wie auch immer, ein Riesenspaß war es auf jeden Fall! Hiernach treten wir leider schon wieder den Rückweg nach Cairns an, wo wir uns alle herzlich voneinander verabschieden. Wir sind uns einig, gemeinsam drei unvergeßliche Tage erlebt zu haben. Cathy gibt uns zu unserer Überraschung sogar noch ein Gedicht mit auf den Weg. Da dieses aus unterschiedlichen Perspektiven und auf eine besondere Art und Weise unsere Gedankengänge als Weltreisende trifft, möchten wir es an dieser Stelle zitieren.

Die wahrscheinlich schönste Dusche der Welt

 

Farewells Are Only Beginnings
George Betts.

Within each of us
there are
moments of truth,
times of decision, crossroads
which affect the directions of our lives

Farewells are only beginnings...

Whoever we are
we hold in our hearts
the memories of the times
we have lived and loved

Today is more meaningful
for it is built on
who we where
where we have been
and the paths we have travelled

 

In freier Natur zum Glück nur aus der Ferne beobachtet!

 

Nur einen Tag bleiben wir in der uns inzwischen schon recht vertrauten Küstenstadt, bevor wir zu einem letzten zweitägigen Ausflug in Australien starten. Denn wir wissen, so schön die Zeit im Reich der Känguruhs auch ist, daß uns schon bald ein neues und wiederum vollkommen unbekanntes Land erwartet.

Mit einem Geländebus fahren wir zum Cape Tribulation, wo wir für zwei Nächte in der PK´s Jungle Village, einem Hüttendorf im tiefsten Dschungel, übernachten. Wir befinden uns inmitten einer Stätte des Weltkulturerbes. Die Natur an diesem Ort ist wirklich von unbeschreiblicher Schönheit, da hier der Urwald direkt an den Pazifik mit dem der Küste vorgelagerten Korallenriff grenzt. In den Mangrovensümpfen, die den Übergang zwischen dichtem Wald und weißem Sandstrand bilden, stoßen wir während eines ersten Erkundungsspaziergangs auf unscheinbare Schilder mit der Aufschrift „Crocodile Zone Area“. Diese Warnung vor den hier beheimateten und nicht ganz ungefährlichen Reptilien flößt uns durchaus auch einigen Respekt ein. Im nachhinein können wir uns zwar glücklich schätzen ein freilebendes Krokodil gesehen zu haben, allerdings erst zwei Tage später in der sicheren Atmosphäre einer organisierten Bootstour auf dem Daintree River.

Am folgenden Tag setzen wir erst gegen Mittag unsere von einer nächtlichen Party im Dschungeldorf noch leicht ermüdeten Knochen in Gang, um mit dem Mountainbike bei dreißig Grad tropischer Schwüle einen Hügel nach dem anderen meisternd, einem kleinen Flußlauf, dem Emmagen Creek, entgegenzufahren. Als wir diesen erreichen, verstecken wir die Räder im Busch und bahnen uns, während wir über gigantische Baumwurzeln hinwegkraxeln, zu Fuß einen Weg durch den wilden Wuchs des Regenwaldes zu einem sogenannten „Wasserloch“ an einer Flußbiegung. Von Moskitoschwärmen, die die Spur unseres Schweißes wittern, bedroht, reißen wir uns dort angekommen die Klammotten vom Leib und retten uns ins kühle Wasser.

Alt, groß und mächtig - Baumgigant im Regenwald

Mangrovensümpfe am Cape Tribulation

Nach all den Strapazen kommen wir nun gemächlich zur Ruhe und unser Blick öffnet sich für die Idylle an diesem friedvollen Ort. Vereinzelt finden einige Sonnenstrahlen einen Weg durch die gewaltigen Baumkronen, was dem Grün der uns umgebenden Pflanzenwelt eine stets neue Facette zu verleihen vermag. Und ab und an zeigt sich der Ideenreichtum der Natur in Form eines in den fröhlichsten Farben gemusterten Schmetterlings, der in unmittelbarer Nähe zu uns umherflattert. Wir bleiben lange auf den Steinen am Flußufer liegen, bis wir aus unseren Tagträumen erwachen und aufgrund der fortgeschrittenen Stunde den Rückweg antreten. Schon früh an diesem Abend fallen wir nach einer Dusche und einem Abendessen zwar vollkommen kraftlos, aber restlos zufrieden, ins Bett.
Morgen noch eine Nacht in Cairns, dann verlassen wir leider schon wieder dieses weite Land Australien mit seinen wirklich äußerst lockeren Einwohnern, die für unseren Geschmack am treffendsten mit dem einem Satz zu charakterisieren sind:
They don't care...

Küstenstreifen nördlich von Cairns

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