Hawaii

Im Rausch der Brandung

Noch immer sind wir mit dem inzwischen schon recht liebgewonnenen dirty old man unterwegs, als wir Honolulu, die Hauptstadt der hawaiianischen Inselgruppe anfliegen. Er ist ein lustiger, sympathischer Begleiter, der nicht nur groß im Geschichtenerzählen, sondern auch als Organisator in Sachen Travelling gut zu gebrauchen ist. Da er den gleichen Flug wie wir in einer Woche nach Los Angeles gebucht hat, wird er uns noch eine ganze Zeit lang erhalten bleiben.

Mit der Landung am heutigen Tag betreten wir erstmals das Hoheitsgebiet der Vereinigten Staaten von Amerika, was Matthias dann auch gleich am Zoll zu spüren bekommt. Von der langen Flugnacht und den letzten Monaten seines Travellerdaseins gezeichnet, erscheint er dem Beamten der amerikanischen Einwanderungsbehörde wohl etwas zu verwahrlost, weshalb es seinerseits nicht nur einiger netter Worte, sondern sogar dem Vorzeigen der Kreditkarte und des Rückflugtickets bedarf, bevor ihm die Einreise gewährt wird.

 

 

Joels Mobil - die fahrende Panne. Oliver kommentiert's auf seine Weise und Will macht die Kiste wieder flott (zumindest für die nächsten fünfzehn Meilen)

 

Rauhe Küstenlandschaft - die Na Pali Coast

 

Dem Ratschlag des vielgereisten Pazifikkenners Mats folgend treten wir im direkten Anschluß einen nächsten Flug mit einer kleinen Maschine zur sogenannten Garteninsel Kauai an, da seinen Schilderungen nach auf dieser der Geist von Hawaii noch am ehesten zu finden und zu spüren sei. Nach unserer zweiten Landung an diesem Tag in Lihue rufen wir Joel, den Betreiber der Ein-Mann-Unternehmung rent a wreck, an, um günstig ein Auto für unseren einwöchigen Aufenthalt zu mieten. Diesen Tip gaben uns zwei kalifornische Rucksackreisende, die wir in Samoa kennenlernten, mit auf den Weg. Bereits am Telefon warnt uns Joel, er habe nur noch ein Auto anzubieten, welches jedoch, um seine leicht untertreibenden Worte zu zitieren, „a little bit rough“ sei. Trotzdem lassen wir uns von ihm am Flughafen abholen, um uns das offerierte Auto vorführen zu lassen. Wir finden es dann zwar unglaublich, daß sich dieses Stück Rost auf vier Reifen überhaupt noch fortbewegen läßt, aber es fährt tatsächlich, wenn auch sehr ruppig und laut. Da es am frühen Sonntagmorgen die wohl einzige Alternative für uns drei ist, für ein paar Dollar mobil zu werden, wagen wir es, die Herausforderung Mensch gegen Maschine anzunehmen.

Sodann kann nun die Unterkunftssuche, auf der das stets heißlaufende Auto uns zu regelmäßigen Kühlstops zwingt, beginnen. Nach langen und vergeblichen Mühen endet diese letztendlich im Jugendhostel in Kapaa, wo wir erstmalig mit einem Bett im Schlafsaal eines Hostels vorlieb nehmen müssen.

Die folgenden Tage nutzen wir dazu, die Insel näher kennenzulernen. Sei es zum einen typisch hawaiianisch mit Cocktail am Strand oder zum anderen bei einer Wanderung am Rande der gewaltigen Schlucht des Waimea Canyon, in dessen Tiefen wir auf abschüssigen Wegen bis zu einem kleinen Weiher vordringen. Außerdem wechseln wir nach zwei Nächten im Hostel unsere Unterkunft und beziehen an einem Küstenstreifen mit dem klangvollen Namen Anahola eine traumhafte Flat, die unsere sämtlichen bisherigen Unterkünfte an Komfortabilität und Größe vollkommen in den Schatten stellt. Schon vor dem Frühstück gehen wir morgens am Strand joggen und üben uns im Bodysurfen. Hierbei besteht die eigentliche Kunst darin , sich in die Brandung einer Welle hineinzukraulen, um dann ähnlich wie beim Wellenreiten sich mit seinem Körper von dieser tragen zu lassen. Ansonsten relaxen wir oder flanieren entlang der Straßenpromenade des alten Dörfchens Hanalei, das im Stile eines längst vergangenen Amerikas eine ganz besondere Nostalgie erfährt. Beim Billardspielen lernen wir während dieser Tage zwei deutsche Urlauberinnen kennen, die, wie sich im Gespräch herausstellt, aus unserer Heimatstadt Bad Kreuznach kommen. Eigentlich können wir es kaum glauben, wieder Stimmen aus der Heimat zu hören, doch auch uns bleibt an dieser Stelle nicht mehr übrig, als nur banal und floskelhaft festzustellen: So klein ist die Welt.

 

Am Ziel angekommen

 

Geröllstrand am Kalalau Trail

 

Höhepunkt unseres Kauai Aufenthaltes soll eine Treckingtour auf dem Kalalau Trail werden, der bereits in unserem Reiseführer als „Trampelpfad ins Paradies“ beschrieben wird. Früh brechen wir auf zur Na Pali Coast, in deren Wildnis uns wenig später dieser schmale Pfad hineinführt. Über Baumwurzeln und Felsbrocken hinweg marschieren wir zunächst in einem stetigen Auf und Nieder durch den dichten Wuchs der rauhen Steilküste, bis wir nach einer Stunde an einen aus Geröllmassen bestehenden Strand gelangen. Hier bestaunen wir so hohe und gewaltige Wellen, wie sie keiner von uns jemals zuvor gesehen hat. Allein das Donnern der von einigen Metern Höhe in sich zusammenbrechenden Wassermassen ist so imposant, daß es einem auch schon ganz ohne den Anblick dieses Naturschauspiels den Atem raubt. Wir sind so gefesselt, daß wir uns erst einige Zeit später dazu aufraffen können, wieder unserem Tagesziel, einem Wasserfall in einem Seitental der Küste, entgegen zu gehen.

Wir marschieren durch Bambusgestrüpp und überqueren auf wackeligen Steinen die vielen kreuzenden Flußläufe, als wir tiefer in das Tal vordringen. Die Tour wird immer steiler und anspruchsvoller, weshalb uns Will, oder vielmehr sein konditioneller Zustand als Kettenraucher, oft zu kleinen Pausen zwingt. Im großen und ganzen hält er den Tag dann allerdings zäh und tapfer durch. Selbst als kein Weg mehr zu erkennen ist und wir gezwungen sind entlang glitschiger Felswände zu klettern, gibt er nicht auf. Gemeinsam erreichen wir schließlich also den Fuß des schmalen Wasserfalls, der sich aus etlichen Metern Höhe in einen See hinabstürzt.

Wir machen lange Rast und genießen die Einsamkeit an diesem Ort, die wir nur mit zwei anderen naturhungrigen Wanderern teilen müssen. Dann brechen wir wieder auf, um den Weg zurück zu bestreiten. In umgekehrter Reihenfolge durchstreifen wir die Klippenlandschaft der Na Pali Coast, bis wir von dem anstrengenden Marsch ermüdet uns in unserem röhrenden Gefährt wieder der Ferienwohnung nähern.

Von dieser müssen wir uns dann auch bald wieder verabschieden, denn uns bleiben nur noch zwei Nächte auf Hawaii. Die heutige schlafen wir noch einmal an der Küste Anaholas, doch da unser Flugzeug übermorgen schon in den frühen Morgenstunden in Richtung des nordamerikanischen Kontinents startet, müssen wir bereits am morgigen Abend Kauai verlassen. Unsere letzte Nacht auf Hawaii verbringen wir auf den Parkbänken des chinesischen Gartens im Flughafen Honolulus teils lesend, teils schlafend, und mehr schlecht als recht, was dann beim Start in den Sonnenaufgang aber schnell wieder vergessen ist.

 

Garteninsel Kauai

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