USA
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In den uns noch verbleibenden eineinhalb Wochen wollen wir entlang der Küste wieder über Los Angeles weiter nach Süden bis in das bereits an der mexikanischen Grenze gelegene San Diego fahren, um den letzten Abschnitt der Reise noch einmal in wärmeren Gefilden zu verbringen. | |||||
Hierzu fahren wir auf dem Highway Nr. 1 entlang der rauhen Pazifikküste zunächst weiter nach Santa Cruz, wo wir, von einem verrückten Abend mit der Bekanntschaft eines drogengeschädigten Althippies in einer Bar einmal abgesehen, hauptsächlich mit dem Anschauen und Einsortieren aller unserer Fotos beschäftigt sind. Den nächsten Übernachtungsstop legen wir in der kleinen und beschaulichen Küstenstadt Monterey ein. Da die Sommersaison an der Küste noch nirgendwo begonnen hat, geht es auch hier eher ruhig zu. Somit verleben wir die letzten Abende in den U.S.A. recht kulturkonform. Denn wir erkunden, während wir in unseren Motelzimmern faul auf unseren Betten liegen und uns im Fernsehen die Berichterstattung von wilden Schießereien mitten in Hollywood fast als ganz normal erscheint, nahezu das gesamte Spektrum des amerikanischen Fastfood- und Bierangebots. |
Morgenstimmung im Hafen von Monterey
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Zypressen ...
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Nachdem
wir schon früh aus unserem Motel in Monterey ausgecheckt sind, beginnt
wieder einmal ein sehr natur-intensiver Tag dieser Reise, und auch dieser
hat es verdient, als unvergeßlich bezeichnet zu werden.
Im Hafen der Kleinstadt betreten wir in der ruhigen Morgenstimmung ein Fischerboot, mit dem wir und ein paar andere Neugierige wenig später auslaufen, um einige der vor der Küste entlangziehenden Wale zu beobachten. Mit dem Verlassen der Bucht nimmt der Wellengang allerdings immer stärker zu, so daß wir uns nach einer Stunde inmitten stürmischer See befinden und uns an die Reling klammern müssen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
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Nachdem wir alle gut durchgeschüttelt sind und sich manch einer auf recht unästhetische Art seines Frühstücks entledigt hat, sehen wir tatsächlich einige dieser faszinierenden Meeresbewohner, was mit einem Male alle Strapazen entschuldigt. Es sind meterlange Grauwale, die vor unseren Augen ab und zu mit ihren massigen Rücken aus den Wogen des Meeres auftauchen und durch ihre Atemfontänen auf sich aufmerksam machen- ein wahrhaft atemberaubendes Naturschauspiel! Im Anschluß an die Meeresexpedition fahren wir weiter zum Point Lobos, einem Nationalpark, der auf einer kleinen Halbinsel gelegen ist. An diesem Fleckchen Erde ist der Anblick des Aufeinandertreffens von Land und Ozean besonders imposant, wie wir es während eines Marsches auf den Hügeln des Küstenstreifens zu sehen bekommen. |
... und Erdhörnchen am Point Lobos
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Baywatch live am Malibu Beach
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Die kahlen und zerfurchten Steilklippen, auf denen ein paar einsame Zypressen wie auf wundersame Weise einen Halt gefunden haben, trotzen der ewigen Brandung des Meeres, und während gelegentlich Rehe und Erdhörnchen unseren Weg kreuzen, können wir in der Abgeschiedenheit der zahlreichen unter uns liegenden Sandbuchten einige Seehunde beobachten, die faul am Strand herumliegen und ihre Körper in der Sonne aalen. Wieder im Auto fahren wir, während der inzwischen glutrot gewordene Planet langsam am wolkenlosen Abendhimmel im Ozean versinkt, noch lange weiter entlang der einsamen Küstenstraße, bis wir am späten Abend Morro Bay, die nächste größere Stadt, erreichen.
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Viele Stunden im Auto, nur von einem kleinen Bummel durch Santa Barbara unterbrochen, bringen uns am folgenden Abend bis in die Stadt Ventura. Auch am nächsten Morgen geht es direkt weiter. Zunächst fahren wir zum berühmten Malibu Beach, an dem wir Die Rettungsschwimmer von Malibu einmal in natura zu sehen bekommen und gegen Mittag durchqueren wir dann das gigantische L.A., in dem vor nun fast vier Wochen unsere Rundreise durch den Westen der Vereinigten Staaten begonnen hat. Wir sind uns kontinuierlich dem letzten Ziel unserer Reise am nähern, als wir plötzlich irgendwo kurz hinter der Gigastadt von einer Polizeistreife gestoppt werden. Eigentlich ist es verwunderlich, das uns dies erst jetzt passiert, denn unser Auto sieht ganz ohne Zweifel mehr als schrottreif aus. Doch ist dies vorerst nicht das eigentliche Problem, denn Matthias tut etwas, was man in dieser Situation- zumindest in den U.S.A.- auf gar keinen Fall tun sollte. Er steigt aus! Der Polizist reagiert daraufhin sichtlich nervös, denn seine Hand geht zuerst in Richtung seiner Waffe, bevor er ihn schreiend mit den Worten „stay in your car“ dazu auffordert, wieder im Auto Platz zu nehmen. Matthias gehorcht, und als wir beide etwas geschockt im Auto sitzen, kommt uns die kurze Zeit, in der der Polizist offen- sichtlich Hilfe anfordert, vor wie eine kleine Ewigkeit. Nachdem eine zweite Streife eingetroffen ist und sich der zugehörige Beamte der Bewachung des Beifahrers Oliver widmet, muß Matthias aussteigen, um sich auf Waffen abtasten zu lassen. Danach wird er aufgefordert, im Streifenwagen auf der Rückbank Platz zu nehmen und einer der Polizisten beginnt damit, uns getrennt voneinander zu befragen. Nach langen Erklärungen bezüglich unserer Person und nicht zuletzt auch der Herkunft unseres Wagens können wir ihn davon überzeugen, daß wir weder gesucht, noch auf der Flucht und auch nicht mehr als zwei harmlose und rechtschaffene Rucksackreisende aus Deutschland sind. Ebenso sieht er ein, daß es sinnlos ist uns, da wir schließlich bald das Land verlassen, einen Strafzettel wegen des Autos zu verpassen. So verabschiedet er sich sichtlich entspannter als zu Beginn unserer Begegnung mit der zweifellos richtigen Feststellung „now I gave you a story for at home“. Erleichtert, daß auch diese Geschichte einen glimpflichen Ausgang genommen hat, erreichen wir am Abend letzendlich San Diego, die zweitgrößte Stadt Kaliforniens. |
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Den Tag nach unserer Ankunft nutzen wir dazu, den acht bisher bereisten Ländern ein weiteres hinzuzufügen, denn wir laufen über die nahe Grenze ins mexikanische Tijuana, das mit seinen die gesamte Stadt säumenden Ramschständen aber leider nur darauf ausgerichtet ist, auf die Schnelle ein paar harte Dollars einzunehmen, und somit wenig echt mexikanisches zu bieten hat. Also sind wir bald zurück in der Millionenstadt auf der anderen Seite der Grenze, in der wir am Nachmittag bei der Besichtigung der Old Town zum einen mehr mexikanischen Flair und zum anderen auch die koloniale Vergangenheit San Diegos zu spüren bekommen. |
Die letzten Tage am Pazifik |
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In
Downtown, dem Zentrum der Stadt, beginnt für uns am folgenden Morgen der
große Shoppingtag der Reise, denn es gilt sowohl noch einige Souvenirs
für die Daheimgebliebenen, als auch ein paar neue Klamotten für uns einzukaufen.
Denn das, was sich seit nun fast fünf Monaten in unseren Rucksäcken befindet,
ist inzwischen ziemlich verschlissen. Auf der Suche nach einem für den letzten Abend unserer Erdumrundung gebührenden Abendessen laufen wir zunächst über die Sterne des Walks of Fame und vorbei an zahlreichen Kinos Hollywoods, bis wir durch Zufall das The Cat and the Fiddle Restaurant entdecken. Hier dinieren wir vorzüglich bei der Lifemusik einer Jazzband in einem gemütlich hergerichteten Innenhof und feiern so, zumindest für eine ungewiß lange Zeit, unseren Abschied vom Dasein als Weltenbummler. Eine phantastische Sache geht nun leider ihrem Ende zu. Doch aufgrund der vielen positiven Erfahrungen und unvergeßlich schönen Erlebnisse auf dieser Erde sind wir nicht nur traurig, sondern ebenso zufrieden, als wir uns am folgenden Tag mit dem Flugzeug dem allerletzten Ziel dieser Reise nähern, der Heimat!
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Der Abschied ... |
... vom Travellerdasein |
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Unsere
Buchempfehlung für Kalifornien
Lonely Planet California & Nevada |
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