USA/ Kalifornien (3)
 

Am darauffolgenden Morgen müssen wir schweren Herzens Abschied nehmen von dem uns inzwischen so vertraut gewordenen Mitreisenden Will, der, während wir uns auf den Weg zum Zion Nationalpark im Bundesstaat Utah machen, alleine nach Mexiko weiterreist.

Abermals einen vollen Tag „on the road“ fahren wir nun also wieder zu zweit über die einspurigen und nahezu unendlich weit geradeaus führenden Wüstenhighways, bis uns am Abend der Zion Nationalpark mit dem Panorama seiner glutroten Felsenwände im Sonnenuntergang empfängt. Hier starten wir in den Morgenstunden zu einer abenteuerlichen Klettertour in den Hidden Canyon, vor der in einer Informationsbroschüre bei Höhenangst auch gewarnt wird. Tatsächlich ist der Treck nicht ganz einfach. So müssen wir schon zu Beginn über einen schmalen und teils vereisten Pfad, der entlang senkrecht abfallender Felswände führt, hoch hinaufsteigen, um den Eingang der versteckten Schlucht zu erreichen. Hier endet die offizielle Tour, was uns zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht bewußt ist.

 

 

The Hidden Canyon im Panorama ...

 

... und anspruchsvolle Kletterpassagen mittendrin.

Gebannt von der Einsamkeit dieser unberührten Natur, in der vereinzelt sogar noch Berglöwen leben, suchen wir die Herausforderung. Unter absoluter Konzentration dringen wir, stets auf der Suche nach einer günstigen Möglichkeit, um die sich nun häufenden Engpässe zu überwinden, inzwischen mehr kletternd als gehend tiefer in die schmale Schlucht vor, bis uns nach etwa einer Stunde eine unüberwindliche Passage zum Rückmarsch zwingt.

Die Weiterfahrt tags darauf führt uns am späten Nachmittag, nachdem wir wieder einmal unzählige Straßenkilometer zurückgelegt haben, durch die eindrucksvolle Wüstenlandschaft des Death Valley, wo wir ganz besonders den einer Mondlandschaft gleichenden Zabriskie Point bestaunen. Da die wenigen Unterkünfte im Death Valley leider unseren finanziellen Rahmen sprengen würden, fahren wir noch lange durch die Dunkelheit der Nacht bis zur kleinen Stadt Ridgecrest, um schließlich dort zu übernachten. Von hier aus wollen wir weiter bis nach San Francisco, wozu wir allerdings noch zwei volle Tage im Auto benötigen werden.

 

Wir erleben zwar keinen Krimi, als wir in den Straßen von San Francisco ankommen, doch unser pannenanfälliges Auto empfängt uns zunächst einmal mit kochendem Kühlwasser. In dieser etwas mißlichen Lage erhalten wir von einem schwarzem Parkwächter, der uns aufgrund seiner schnellen Redensweise und durch seine humorvolle Art stark an Eddy Murphy erinnert, glücklicherweise einige nützliche Tips. Zum einen erklärt er uns den Trick, eine Parkuhr mit Hilfe einer ihr übergestülpten Plastiktüte als defekt zu markieren, um unser Auto erst einmal auch ohne zu zahlen stehenlassen zu können. Andererseits klärt er uns darüber auf, daß unsere Idee, in diesem Viertel ein Motel zu beziehen, eher eine der Schlechteren sei, denn die Leute hier würden sogar in die Straßen pinkeln. Also folgen wir, nachdem sich unser Motor wieder etwas abgekühlt hat, seiner Empfehlung und steuern eines der vielen Motels auf der Lombard Street an.

Tankstelle im 'Wilden Westen'

Eindrucksvoller Zwischenstop: Mondlandschaft am Zabriskie Point

 

Am nächsten Morgen brechen wir früh auf und erlaufen uns die auf sieben Hügeln erbaute Stadt zu Fuß. Wir gönnen uns zunächst im Stadtteil North Beach ein leckeres Sandwichfrühstück, bevor wir durchs exotische Chinatown, einer separaten Stadt in der eigentlichen Stadt, hindurchlaufen. So gelangen wir zum Financial District am Anfang der Market Street, die die Haupteinkaufstraße San Franciscos bildet. Lange spazieren wir entlang der Ladenpassagen der Straße und erreichen so auch irgendwann den Schwulenbezirk in der Castro Street, dem es an bizarren Leuten und extravaganten Lokalitäten nicht mangelt.

In den Straßen von San Francisco

 

Weltbekanntes Wahrzeichen der Stadt: Golden Gate Bridge

 

Und auch die Menschen im benachbarten und alternativ angehauchten Haight Ashbury Viertel sind extrem kreativ und nicht minder auffällig in ihrem schrillen Outfit. Die Zeit scheint hier in den Sechzigern stehen geblieben zu sein, denn unzählige Hippies bevölkern die Straßen mit ihren grellbunten Häusern. Den zweiten Tag in der lockeren und vielseitigen Weltmetropole widmen wir uns der Besichtigung der wahrhaftig kolossalen Golden Gate Bridge, bevor wir über die Fishermens Wharf, der Touristenmeile im Hafen der Stadt, schlendern. Am dritten und letzten Tag unseres Aufenthaltes besuchen wir dann zum ersten Mal auf dieser Reise ein Museum, und zwar das museum of modern art, das uns mit seinen ausgefallenen Kunstobjekten auch nicht unwesentlich wenig an künstlerischem Verständnis abverlangt. Desweiteren tun wir etwas in San Francisco, was unser Bewußtsein bezüglich der vergangenen Monate entscheidend verändert.

Die ganze Zeit über haben wir wie in einem Rausch die vielen fremden und neuen Eindrücke einfach in uns aufgesogen. Doch hier, in dieser für Amerika auffallend stilvollen und charmanten Stadt im Norden der Westküste Kaliforniens, entwickeln wir unsere bis dahin stets wohl behüteten Filmrollen. Nun können wir die vielen Eindrücke und Erlebnisse anhand unserer Fotos noch einmal im Geiste Revue passieren lassen. Dies führt dazu, daß uns mit einem Mal sehr klar wird, den weitaus größten Teil unserer Weltumrundung schon hinter uns gebracht zu haben. Daher schleicht sich von nun an eine gewisse Trauer in unsere Stimmung mit ein.
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